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ÖGB-Anderl: Auch Frauen sollen sich auf öffentliches Pensionssystem verlassen können

Einkommensschere schließen, Kindererziehungszeiten-Bewertung verbessern – Frauen profitieren weder von höherem Pensionsantrittsalter noch vom Ausbau der Betriebspensionen

Gewerkschaften / Pensionen / Arbeitsmarkt 21.08.2017, 11:22 | OTS0053 | ÖGB Österreichischer Gewerkschaftsbund

 

ÖGB-Anderl: Auch Frauen sollen sich auf öffentliches Pensionssystem verlassen können

Einkommensschere schließen, Kindererziehungszeiten-Bewertung verbessern – Frauen profitieren weder von höherem Pensionsantrittsalter noch vom Ausbau der Betriebspensionen

 

(Wien/OTS/ÖGB) - „Frauen bekommen um 43 Prozent weniger Pension als Männer. Daran wird sich auch nichts ändern, wenn man ihr Pensionsantrittsalter erhöht. Und auch von einem Ausbau der 2. Säule würden sehr viele Frauen kaum profitieren: In den Zeiten der Kinderbetreuung oder der Arbeitslosigkeit würde ja niemand für ihre Betriebspension einzahlen“, sagt Renate Anderl, ÖGB-Vizepräsidentin und Frauenvorsitzende, anlässlich der Vorschläge von Bernd Marin im Ö1-Morgenjournal.++++

Es sei sehr zu begrüßen, dass sich immer mehr Parteien von der Idee verabschieden, das Frauenpensionsalter schneller zu erhöhen, als das ohnehin gesetzlich fixiert ist: stufenweise ab 2024. „Die Zeit bis dahin müssen wir für jene Maßnahmen nutzen, die die Frauenpensionen wirklich erhöhen. Das sind auf der einen Seite Reformen direkt im Pensionssystem, vor allem aber am Arbeitsmarkt und in der Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik“, sagt Anderl.

„Frauen können übrigens auch nach derzeitiger Rechtslage bis 65 oder noch länger arbeiten und erst dann in Pension gehen“, erinnert Anderl. Sie verweist außerdem darauf, dass es dank der Judikatur den Arbeitgebern nicht erlaubt ist, Frauen aufgrund der Erreichung des niedrigeren gesetzlichen Antrittsalters zu kündigen.

Zwtl.: Niedrige (Teilzeit-)Einkommen führen zu Altersarmut

Im Pensionsrecht muss klargestellt werden, dass für die Zeiten der Kindererziehung höhere Gutschriften auf das Pensionskonto gutgeschrieben werden. Ein weiterer Grund für weibliche Altersarmut ist, dass Frauen häufig Teilzeit arbeiten und entsprechend wenig verdienen – und dass sie auch bei Vollzeit noch immer um ein Fünftel weniger verdienen als Männer. Anderl: „Frauen arbeiten also einen Tag in der Woche gratis. Das wirkt sich natürlich auf die Pensionshöhe aus.“

Zwtl.: Fünf Jahre später in Pension bedeutet nicht, fünf Jahre länger einen Arbeitsplatz zu haben

Natürlich stimmt es, dass fünf Jahre länger arbeiten auch für eine entsprechend höhere Pension sorgen würde. „In der derzeitigen Arbeitsmarktlage würde aber für viele Frauen ein höheres gesetzliches Pensionsantrittsalter bedeuten, fünf Jahre länger arbeitslos zu sein“, warnt Anderl. Gerade bei den über 50-jährigen Frauen ist die Arbeitslosigkeit sehr hoch. Auch Wifo-Pensionsexpertin Christine Mayerhuber hat vor kurzem im „Standard“ darauf hingewiesen, dass diese Gruppe nichts von einem höheren Pensionsalter haben würde.

Zwtl.: Kinderbetreuung ausweiten, für Arbeitsplätze sorgen

„Das Angebot an Kinderbildungseinrichtungen muss – besonders am Land - dringend ausgebaut werden, damit Mütter die Möglichkeit bekommen, Vollzeit zu arbeiten oder zumindest ihre Arbeitsstunden aufzustocken“, fordert Anderl: „Und die Wirtschaftspolitik sowie die Arbeitsmarktförderung müssen alles daran setzen, dass sich Österreich wieder der Vollbeschäftigung nähert. Davon profitieren Frauen, nicht von weiteren Sparmaßnahmen im Pensionsrecht.“(fk)

Rückfragehinweis:

ÖGB Kommunikation
Amela Muratovic
01/534 44-39262
0664/886 286 52
 

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